Der Autovermieter meldet in den USA Insolvenz wegen der Corona-Krise an
Das bislang bekannteste wirtschaftliche Opfer der Corona-Pandemie in den USA dürfte der Autovermieter Hertz sein. Das Unternehmen gilt gleich hinter Enterprise als der zweitgrößte Anbieter für Mietwagen. Die Insolvenz wurde indes in einem sogenannten Chapter-11-Verfahren, das heißt in Eigenverantwortung, beantragt. Zuvor waren bereits Einigungsversuche mit den Gläubigern gescheitert.
Die Insolvenz
Allerdings war der Mietwagenriese bereits zuvor wirtschaftlich geschwächt. Schon wenige Wochen vor der Insolvenz war Hertz laut Informationen des „Wall Street Journal“ die fällige Leasingrate für seine Fahrzeugflotte schuldig geblieben – somit haben sich hier bereits die ersten Hertz-Probleme angekündigt, die schlussendlich in einem finanziellen Infarkt des Unternehmens mündeten.
Zuvor jedoch gaben die Gläubiger dem Unternehmen bis zum 22. Mai 2020 noch eine Gnadenfrist, um mittels einer an die Covid-19-Pandemie angepassten Finanzstrategie das Unternehmen zu stabilisieren. Dies scheiterte jedoch, sodass die Anmeldung der Insolvenz unvermeidlich war.
Die Ausgangslage
Noch im vergangenen Jahr machte die börsennotierte Hertz Global einen Umsatz von rund 9,8 Milliarden US-Dollar mit einer Flotte von 700.000 Fahrzeugen. Im Rahmen der Corona-Pandemie erfolgte ein Einbruch des Reisegeschäfts, welcher das Unternehmen sehr schwer getroffen und zu einem dramatischen Einbruch bei den Umsätzen geführt habe. Schon im März gab die damalige Vorstandschefin Kathryn Marinello bekannt, dass nur noch 20 Prozent, statt der sonst üblichen 80 Prozent der Fahrzeuge in Betrieb seien. Insbesondere betroffen von dem Umsatzeinbruch sei das wichtige Geschäft an Flughafenstationen, so Marinello.
Auswirkungen und Anzeichen
Indes sind die internationalen Hertz-Tochtergesellschaften, darunter ebenfalls das Geschäft in Deutschland, von der Insolvenz vorerst nicht betroffen. Sollte jedoch die Sanierung in den USA scheitern, so könnte dies ebenfalls Auswirkungen auf internationaler Ebene, darunter auch Deutschland nach sich ziehen. Allerdings ist die Insolvenz des Konzerns kein Zufall, vielmehr steckte das Unternehmen bereits vor der Corona-Pandemie in den roten Zahlen und hatte mit Schulden zu kämpfen. 2019 verzeichnete das Unternehmen einen Nettoverlust von 58 Millionen US-Dollar, es war bereits das vierte Verlustjahr in Folge. Allein im ersten Quartal 2020, das nur teilweise von der Corona-Krise betroffen war, stieg dieser Verlust auf 356 Millionen Dollar. Die Gründe dürften wohl in einem Eigentümerwechsel liegen.
Hertz an der Börse
2005 wurde von dem Autokonzern Ford seine Tochtergesellschaft an ein Private-Equity-Konsortium verkauft, was Hertz 2006 an die Börse brachte. 2014 wurde ein großer Teil der Aktien von dem US-Investor Carl Icahn aufgekauft. Indes begründen sich die 19 Milliarden Dollar Schulden des Unternehmens aus Anleihen, die wiederum mit der Hertz-Fahrzeugflotte als Sicherheit hinterlegt sind. Mit der Folge, dass der Konzern von namhaften Ratingagenturen mit tripple A gerankt war.
Wie am 28.05.2020 bekannt wurde, ist der Investor Carl Icahn komplett aus dem Unternehmen ausgestiegen. Die Aktien des US-Autovermieters fielen daraufhin im vorbörslichen US-Geschäft um gut 20 Prozent auf 1,03 Dollar. Der bislang größte Eigner Icahn schlug seinen 39-prozentigen Anteil einer Pflichtveröffentlichung zufolge zu einem Preis von 0,72 Dollar je Aktie los. Interessant dürfte indes die Frage nach dem Schutz der Gläubiger und Aktionäre sein, wenn das Unternehmen wie vermutet zahlungsunfähig wird.
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