Wie die wirtschaftliche Lage in Deutschland die Finanzämter auf den Plan ruft
„Zwei Dinge im Leben sind sicher, der Tod und die Steuer“ – Dieses geflügelte und weithin bekannte Bonmot, welches von Benjamin Franklin stammte, beschreibt die Sicherheit, mit welcher die Finanzbehörden nach dem ihr zustehenden Obolus nachfragen werden. So auch der Tod – denn früher oder später steht er bei jedem von uns vor der Tür. Im übertragenen Sinne könnte der Tod, nämlich der wirtschaftliche, auch Unternehmen treffen, was zurzeit in Deutschland mit sehendem Auge der Fall ist. Denn die wirtschaftliche Lage vieler Unternehmen in Deutschland verschärft sich zusehends, wie die jüngsten Zahlen zu Insolvenzen belegen. Im ersten Halbjahr 2024 stieg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen um 26,5 % im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr. Mit prognostizierten 20.000 Insolvenzfällen für das gesamte Jahr könnte das Niveau der Jahre vor der COVID-19-Pandemie fast erreicht werden.
Gründe für die steigenden Insolvenzen in Deutschland
Ein bedeutender Grund für diesen Anstieg liegt in den schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die durch eine Kombination aus hoher Inflation, steigenden Energiekosten, geopolitischen Unsicherheiten und gestiegenen Zinsen verursacht wurden. Besonders betroffen sind Branchen wie das Baugewerbe, die Transport- und Logistikbranche sowie der Einzelhandel. In der Transportbranche etwa verzeichnete man zu Beginn des Jahres 29,6 Insolvenzen pro 10.000 Unternehmen, gefolgt vom Baugewerbe mit 23,5 Fällen.
Die Auswirkungen dieser Insolvenzwelle sind weitreichend. Ein prominentes Beispiel ist die KaDeWe Group, ein traditionsreiches deutsches Unternehmen, das in diesem Jahr Insolvenz anmelden musste. Aber nicht nur, auch Esprit streicht die Segel, genauso wie Depot. Darüber hinaus hatte neuerdings die Molkerei Müller den Rückzug aus Deutschland für Ihre Marke „Landliebe“ angekündigt – Landflucht, statt Landliebe also.
Regionale Verteilung der Insolvenzen und Auswirkungen
Derartige Nachrichten und solche großen Insolvenzen haben oft eine Kettenreaktion zur Folge, die weitere Unternehmen in Mitleidenschaft zieht und die wirtschaftliche Stabilität ganzer Regionen gefährdet. Eine Analyse der regionalen Verteilung zeigt, dass Bremen mit 113 Insolvenzen pro 10.000 Unternehmen die höchste Insolvenzdichte aufweist, gefolgt von Berlin mit 100 und Hamburg mit 78 Fällen. Schleswig-Holstein verzeichnete einen starken Anstieg von 34,2 %. Insgesamt scheint sich die Situation weiter zu verschlechtern, da in allen 16 Bundesländern ein Anstieg der Insolvenzen zu verzeichnen ist, besonders stark in Bremen, Berlin und Schleswig-Holstein.
Schnellere Insolvenzanträge durch Finanzämter und ihre Folgen
Besonders alarmierend ist, dass, wie in der Praxis immer häufiger beobachtet, die Finanzämter inzwischen deutlich schneller die Nachzahlung säumiger Unternehmenssteuern fordern, sowie Fremdanträge auf Insolvenzen stellen, wenn Unternehmen ihre Zahlungen nicht fristgerecht leisten. Während diese Anträge früher oft erst nach sechs Monaten gestellt wurden, geschieht dies nun bereits nach zwei Monaten. Dies erhöht den Druck auf die Unternehmen erheblich und könnte dazu beitragen, die Zahl der Insolvenzen weiter in die Höhe zu treiben.
Die Steuer führt also zunehmend und sicher in den wirtschaftlichen Tod vieler Unternehmen – ein Ende ist hierbei nicht abzusehen. Durch das geänderte Verhalten der Finanzämter werden die Insolvenzzahlen signifikant verändert. Durch dieses geänderte Verhalten wurde nicht nur der Zeitraum, in welchem ein Insolvenzantrag gestellt wird, auf ein Drittel verkürzt, sondern auch die Anzahl der von einem Insolvenzantrag betroffenen Unternehmen massiv erhöht. Die Anzahl derer, die zwei offene Beiträge haben ist deutlich höher als die der Unternehmen, die sechs Monate die Steuer säumig sind. Das verstärkt den Effekt der Insolvenzantragsstellungen durch das Finanzamt.
Auswirkungen auf die Sanierungschancen von Unternehmen
Durch die viel schnellere Insolvenzantragsstellung werden zudem die Sanierungschancen eines jeden Unternehmens verschlechtert. Unternehmen erhalten nunmehr weniger Zeit, um eine Finanzierung bei einem Kreditinstitut zu erlangen. Insgesamt also nur einen Monat, denn zwei offene Beiträge beutet zwei Monatszahlungen nicht zu leisten. Diese liegen aber nur einen Monat auseinander, nämlich jeweils am zehnten eines Monats.
Herausforderungen und notwendige Maßnahmen für Unternehmen
Diese Entwicklungen unterstreichen die Notwendigkeit für Unternehmen, ihre finanzielle Stabilität zu sichern und frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um eine drohende Insolvenz abzuwenden. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleiben herausfordernd, und es ist zu erwarten, dass die Insolvenzzahlen auch in den kommenden Monaten hoch bleiben werden.
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