Ein düsteres erstes Halbjahr 2024 verabschiedet sich mit einem Anstieg der Insolvenzen in Deutschland
Im ersten Halbjahr 2024 verzeichnete Creditreform 11.000 Unternehmensinsolvenzen, was einem deutlichen Anstieg von fast 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (8.470 Fälle) entspricht. Diese Zahl markiert den höchsten Stand seit fast einem Jahrzehnt und verdeutlicht die angespannte wirtschaftliche Lage in Deutschland. Auch die Zahl der Verbraucherinsolvenzen nahm zu.
Was sind die Gründe?
Die anhaltende wirtschaftliche Schwäche und hohe Belastungen führten zu einem deutlichen Anstieg der Insolvenzen. Unternehmen kämpfen weiterhin mit den Folgen der Rezession von 2023, anhaltenden Krisen und einer schwachen konjunkturellen Entwicklung. Diese Faktoren haben viele Betriebe in existenzielle Schwierigkeiten gebracht. Nicht nur Unternehmen, sondern auch Privatpersonen sind zunehmend von Insolvenzen betroffen. Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen stieg auf 35.400 Fälle, was einem Anstieg von 6,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (33.180 Fälle) entspricht. Neben der Inflation und der Zinswende trägt auch die Reform des Verbraucherinsolvenzrechts von Ende 2020 zu dieser Entwicklung bei, da sie eine schnellere Restschuldbefreiung ermöglicht.
Die Ergebnisse der ersten beiden Quartale
Die Analyse von Creditreform zeigt im ersten Halbjahr 2024 einen Anstieg der Forderungsausfälle und der betroffenen Arbeitnehmer. Besonders auffällig ist die Zunahme der Insolvenzen bei mittelgroßen und großen Unternehmen. Die Zahl der Insolvenzen bei Großunternehmen (über 250 Mitarbeiter) hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Prominente Beispiele sind GALERIA Karstadt Kaufhof und FTI-Touristik. Die Auswirkungen einer Unternehmenspleite sind heute erheblich größer als während der Weltfinanzkrise 2009.
Schätzungsweise 133.000 Beschäftigte waren im ersten Halbjahr 2024 von Insolvenzen betroffen, im Vergleich zu 125.000 im Vorjahreszeitraum. Das Insolvenzrecht zielt auf die Sanierung und den Erhalt von Unternehmen sowie Arbeitsplätzen ab, insbesondere bei größeren Firmen. Unternehmen nutzen die Insolvenz zunehmend als Chance, sich aus der Krise zu befreien, doch dieser Weg ist nicht immer erfolgreich, wie das Beispiel GALERIA zeigt.
Häufig große Insolvenzen
Mit einem Anteil von 44,2 Prozent waren GmbHs im ersten Halbjahr 2024 besonders häufig von Insolvenzen betroffen. Im Gegensatz dazu nahm die Bedeutung von Einzelunternehmen und Kleingewerben ab, deren Anteil am Insolvenzgeschehen nur noch 37,4 Prozent betrug. Diese Entwicklung deutet auf einen Anstieg größerer Insolvenzen hin. Zudem machten haftungsbeschränkte Unternehmergesellschaften (UG) 10,0 Prozent der Fälle aus.
In allen vier Hauptwirtschaftsbereichen stiegen die Insolvenzzahlen zweistellig. Der Handel verzeichnete einen Anstieg von 20,4 Prozent, der Dienstleistungssektor sogar von 34,9 Prozent. Im Baugewerbe stiegen die Insolvenzen um 27,5 Prozent, was auf die Baukrise zurückzuführen sein dürfte. Der Dienstleistungssektor war mit 59,1 Prozent der Fälle am stärksten betroffen.
Ein Ausblick
Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland dürfte 2024 weiterhin schwach bleiben. Angesichts der hohen Zinsen bleibt die Unternehmensfinanzierung herausfordernd. Auch nach der Zinswende durch die Europäische Zentralbank (EZB) Anfang Juni werden die Unternehmensinsolvenzen voraussichtlich weiter steigen und erstmals wieder das Vor-Corona-Niveau übertreffen.
Die Creditreform-Studie zeigt, dass vor allem bei größeren Unternehmen ein sehr dynamisches Insolvenzgeschehen herrscht, das weit über dem üblichen Niveau der letzten Jahre liegt. Die aufgestauten Probleme der zurückliegenden Krisen und die hohe Verschuldung vieler Unternehmen verschärfen die Lage. Die Stabilität der Unternehmen in Deutschland ist derzeit so fragil wie seit vielen Jahren nicht mehr, wie die Creditreform aus Ihren durchgeführten Studien schlussfolgert.
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