Seit Anfang 2022 sind die Benzinpreise um fast 50 Prozent gestiegen. Genauso wie alle Autofahrer, aber noch in einem viel stärkeren Maße, sind von diesen Entwicklungen die Unternehmer der Logistikbranche betroffen. Aber auch andere Faktoren wie unter anderem der Mangel an Fahrern könnten dazu führen, dass in Hessen mehr als 100 Unternehmen nun die Insolvenz drohen könnte.
Wie ist die Lage für Logistikunternehmen in Hessen?
Nach den Angaben des Wirtschaftsministeriums gibt es in Hessen rund 1.300 Speditionen. Alleine in Nordhessen ist circa jeder zehnten Angestellte in der Logistikbranche beschäftigt, den Wirtschaftsdaten weiter folgend handelt es sich somit um eine der wichtigsten Branchen des Bundeslandes Hessen.
Doch die Branche befindet sich aktuell in einer Krise. Nicht nur die Corona-Pandemie habe die Branche wirtschaftlich geschwächt, auch Faktoren wie die durch den Ukrainekonflikt hervorgerufenen erhöhten Benzinpreise, wieder eintretende Hamsterkäufe, fehlende Fahrer und Arbeitsbedingungen steuern ihren Anteil zum Krisenmodus bei.
Laut dem Bundesverband für Logistik und Verkehr, kurz BLV haben viele Unternehmen ihre Rücklagen in der Corona-Pandemie bereits aufgebraucht, sodass die Teuerung bei Benzin für diese finanziell nicht stemmbar ist. Daher warnt der Verband, dass rund zehn Prozent der Logistikunternehmer in Deutschland von der Insolvenz bedroht seien.
Wie sollen Speditionen unterstützt werden?
In diesem Zusammenhang hat der Bundesverband Güterverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) die erneute Aussetzung der Insolvenzmeldepflicht gefordert. Diese Maßnahme habe bereits viele Unternehmen in der Corona-Pandemie vor dem Aus bewahrt. So hofft der BGL auch diesmal, dass das Entgegensteuern die nötigen Effekte für die Branche mit sich bringt. Doch dies bleibt abzuwarten, auch wenn die hohen Benzinkosten unterstützend durch einen sogenannten Dieselfloater moderat abgemildert werden.
Dabei handelt es sich um eine auf Kundenvereinbarung geregelten Spritzuschlag, der sich bei steigenden Treibstoffkosten erhöht. Dieser ist allerdings an die Angaben des Statistischen Bundesamtes gekoppelt und kommt zeitverzögert, sodass sich dieser im März an den Preisen von Januar orientiert habe.
Bei massiv steigenden Preisen sind die Mechanismen des Dieselfloater ausgehebelt, sodass von diesem keine finanzielle Entspannung bei den Transportunternehmen zu rechnen ist. Zudem kann der Dieselfloater aufgrund des Konkurrenzdrucks aus Osteuropa nicht eins zu eins auf die Transportkosten aufgeschlagen werden, was zusätzlichen Druck auf die heimischen Transportunternehmen ausübt.
Fehlende Fahrer und Hamsterkäufe steigern den Druck
Darüber hinaus fehlen der Branche tausende Fahrer. Auch hier spielt der Preis- und Konkurrenzdruck aus Osteuropa eine Rolle, aber nicht nur. Wegen des Ukrainekriegs fehlen weitere Fahrer, weil diese nun zur Landesverteidigung herangezogen, werden. Nach BGL-Angaben fehlen der Branche 80.000 Berufskraftfahrer, allein mehrere Tausend davon in Hessen.
Zuletzt haben auch die wiedereinsetzten Hamsterkäufe in den Supermärkten den Druck auf die Transport- und Logistikbranche erhöht. Branchenvertreter machen unter anderem Versäumnisse der Politik für die Misere verantwortlich und das in der Zwischenzeit aus der Kontrolle geratene Sozialdumping.
Insolvenz als Chance für die Logistikbranche?
Viele sehen hier die Insolvenz als marktbereinigende Chance, um nach dem reinigenden Gewitter unter anderem über angemessene Rahmenbedingungen wie passende Löhne und Arbeitsbedingungen der Branche nachzudenken und diese auf den Weg zu bringen. Ob die Senkungen der Kraftstoffsteuer hier eine Abhilfe schaffen wird, bleibt abzuwarten, zumal diese zeitlich limitiert ist und wohl eher für die Branche den sprichwörtlichen Tropfen auf dem heißen Stein bedeuten könnte.
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