Droht demnächst eine Insolvenzwelle?
Teil 1
„Geschlossene Gesellschaft“, ein Drama des französischen Philosophen Jean-Paul Sartre, beschreibt drei Menschen, die sich nach ihrem zeitlichen Tod in der Hölle wiederfinden. Zwei Frauen, die reiche Estelle und die Postangestellte Inès, sowie der Journalist Garcin werden von einem geheimnisvollen Diener in einen Raum eingeschlossen, in dem sie, ohne Hoffnung auf ein Ende, sich gegenseitig als Peiniger und Opfer ausgeliefert sind. Soweit die Kurzfassung des Dramas des Existenzialisten Sartre.
In Anspielung an die aktuelle wirtschaftliche Situation in Deutschland offenbart sich eine dramatische Situation für den Mittelstand. Diese könnte, so einige Beobachter, zu einer Insolvenzwelle führen. Folge daraus wären einige geschlossene Gesellschaften und der Arbeitsplatzverlust vieler Menschen in Deutschland.
Warum die Prognose einer Insolvenzwelle?
Erste Indikatoren hierbei waren die Insolvenzen bei Traditionsfirmen wie dem Toilettenpapierhersteller Hakle oder dem Schuhhaus Görtz. Beim erstgenannten Unternehmen waren mehr als 200 und beim zweitgenannten 2.500 Mitarbeiter betroffen. Auch der Autozulieferer Dr. Schneider aus dem oberfränkischen Kronach kam unter die Räder der Insolvenz. Rund 2.000 Beschäftigte sind hiervon betroffen.
So geht im deutschen Mittelstand die Angst vor eirne Pleitewelle umher, und das nicht unbegründet. Denn die hohen Energiepreise, die Probleme mit Lieferketten sowie der Fachkräftemangel sorgen für einige Unruhe bei den Unternehmern.
Wegen der Energiekrise rollt auf das Handwerk eine Insolvenzwelle zu, gibt der Präsident des Zentralverbandes des Handwerks Hans Peter Wollseifer zu bedenken. Er beschreibt, dass sich viele der Betroffenen mit der Sorge um die Weiterführung ihres Unternehmens an ihn wenden würden, da sie nicht wissen, wie sie die hohen Energiekosten stemmen sollen.
Gleichwohl meldet sich der Präsident der Familienunternehmer, Reinhold von Eben-Worlee besorgt zu Wort und gibt in seinem Statement gegenüber der Rheinischen Post zu verstehen, dass die Insolvenzwelle bereits im Gange sei und noch größere Ausmaße annehmen werde.
Das sagt die Forschung
Der vergangene August war bereits ein Vorbote. Dies geht aus dem aktuellen Insolvenz-Trend des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle hervor. Das Institut hat eine Statistik erstellt, aus der rund 718 Unternehmensinsolvenzen abzulesen sind. Dies stellt einen Zuwachs von 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr dar. Im September erwartet das Institut einen Zuwachs von 25 Prozent bei Insolvenzen. Im Oktober werde die Steigerungsrate gemäß den Frühindikatoren des IWH sogar bei rund einem Drittel liegen, verglichen mit dem Vorjahresmonat.
Ursachen für die Insolvenzen
Im gleichen Maße pessimistisch argumentiert auch Creditreform. Hier sieht man ebenfalls eine Trendwende bei den Insolvenzen. Als Ursache sieht man auch hier die Energiekrise, die veränderten konjunkturellen Rahmenbedingungen durch den Ukrainekrieg, die angebotsseitigen Preisauftriebe sowie die beginnende Zinswende der EZB. „Die Energiekrise wird in den kommenden Wochen und Monaten voll auf die Unternehmen durchschlagen“, begründet Experte Hantzsch von Creditreform seine Einschätzung.
Auch einige durch Coronazuschüsse der Regierung zunächst gerettete Unternehmen dürften die kommende Insolvenzwelle wohl nicht überstehen.
Das plant die Regierung
Unterdessen sieht Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen keinen Anlass dazu, sich Sorgen zu machen, wie er in der ARD-Sendung Maischberger zu verstehen gab. Er selbst rechne nicht mit einer Insolvenzwelle, sondern damit, dass zunächst einmal bestimmte Branchen aufhörten zu produzieren. Insgesamt wirkte die Argumentation des Ministers wenig sattelfest bezogen auf das Thema Insolvenzen und deren Auswirkungen.
Immerhin kündigte Habeck zusätzliche Hilfe für Unternehmen in Not an. Bis dahin werden jedoch einige Unternehmen ihre Betriebe schließen müssen, wie dies bereits einige Bäckereien getan haben. Mit diesem Schritt werden auch die Angestellten und Mitarbeiter ihre berufliche Existenzgrundlage verlieren.
Besonders dramatisch dürfte es wohl werden, wenn diese aufgrund der Insolvenz ihres Arbeitgebers ihre Lohnforderungen nicht erhalten. Lesen Sie im zweiten Teil: Geschlossene Gesellschaft – Lohnansprüche von Arbeitnehmern während der Insolvenz?
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