Doktor im Krankenhaus - Patienten im Hintergrund

Deutschlands Krankenhäusern droht eine Insolvenzwelle

Benötigt man „Die erste Hilfe“ aufgrund eines eingetretenen medizinischen Notfalls, so begibt man sich meistens in eine Klinik oder wird, mittels des Rettungsdienstes, dorthin gebracht, um medizinisch versorgt zu werden. Wenn alles gut geht, verlässt man diese Einrichtung samt seinen vitalen Funktionen wieder. So ist und bleibt die Klinik im Falle einer notwendigen und über die hausärztliche Kompetenz erforderlichen gesundheitlichen Behandlung der erste Anlaufpunkt für Patienten.

Doch die finanziellen Vitalfunktionen der Gesundheitscenter sind angeschlagen, denn Deutschlands Krankenhäuser stehen vor einer existenziellen Krise, gekennzeichnet durch zu wenig Personal, hohe Kosten und eine bedrohliche Insolvenzwelle. Eine Umfrage unter 650 Klinik-Managern zeigt düstere Zukunftsaussichten: Mehr als die Hälfte der Befragten schätzt die Liquidität ihrer Einrichtungen als gefährdet ein. Besonders betroffen sind öffentliche Krankenhäuser sowie Maximalversorger und Universitätskliniken. Trotz der für 2025 angekündigten Reform könnte bis Jahresende fast 28 Prozent der Kliniken die Insolvenz drohen. Die Lage ist nicht nur in ländlichen Regionen kritisch; auch in Städten gibt es massive Auslastungsprobleme und die Gefahr weiterer Schließungen bleibt bestehen.

Rund eine halbe Milliarde Euro fehlt

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) schlägt angesichts dieser Entwicklung Alarm. Sie warnt vor massiven Einschränkungen in der stationären Patientenversorgung aufgrund einer steigenden Insolvenzgefahr der Krankenhäuser, bedingt durch ausbleibende Inflationsanpassungen. Der DKG-Vorstand unter der Leitung von Dr. Gerald Gaß kritisierte bereits im März 2024 die Untätigkeit der Bundesregierung und des Gesundheitsministers. Seit zwei Jahren befinden sich die Krankenhäuser in einer anhaltenden wirtschaftlichen Notlage. Die stark gestiegene Inflation, verstärkt durch geopolitische Ereignisse wie den russischen Angriff auf die Ukraine, belastet die Kliniken enorm. Monatlich fehlen den Einrichtungen etwa 500 Millionen Euro, was dazu führt, dass sie auf ihre Rücklagen zurückgreifen und sich verschulden müssen, um die Patientenversorgung aufrechtzuerhalten.

Fast 50 Klinikstandorte insolvent

Die dringende Forderung an Minister Lauterbach, die Landesbasisfallwerte und Psychiatrieentgelte kurzfristig anzupassen, um die inflationsbedingte Schieflage zu korrigieren, blieb bisher unbeantwortet. Die Folgen sind besorgniserregend: Bereits bis Ende 2023 meldeten 40 Klinikstandorte Insolvenz an, und allein im Januar 2024 kamen weitere sechs hinzu. Die sichtbaren Insolvenzen sind jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Nahezu alle Krankenhausträger sehen sich gezwungen, drastische Sparmaßnahmen umzusetzen, die sich negativ auf die Patientenversorgung auswirken könnten. Diese Entwicklung ist eine direkte Folge des tiefgreifenden Strukturwandels im Gesundheitswesen.

Fusionierung zwingend notwendig

Eine aktuelle Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts bestätigt die pessimistische Stimmung in den Kliniken: Über zwei Drittel der Allgemeinkrankenhäuser erwarten für das nächste Jahr eine schlechtere Versorgungssituation. Die Unzufriedenheit mit der gesundheitspolitischen Arbeit der Bundesregierung ist weit verbreitet, da nur 5 Prozent der Einrichtungen mit den Maßnahmen zufrieden sind. Die Zukunft der stationären Versorgung in Deutschland steht vor großen Herausforderungen, die dringend eine wirksame politische Reaktion erfordern, um die drohenden Einschränkungen in der Patientenversorgung abzuwenden und die Krankenhäuser vor weiteren wirtschaftlichen Belastungen zu schützen.

Mittel- und langfristig sehen führende Klinikexperten eine zunehmende Notwendigkeit für Krankenhäuser, sich zu fusionieren. Etwa die Hälfte der Klinikgeschäftsführer erwägt laut den Experten Fusionen als Überlebensstrategie. Einzelne Krankenhäuser könnten allein nicht mehr wirtschaftlich bestehen, sondern nur im Verbund mit anderen Einrichtungen. Bereits existierende Krankenhausverbünde müssten laut Einschätzung der Experten dringend erweitert und vergrößert werden, um langfristig eine stabile Versorgung gewährleisten zu können.

Bei Fragen und Anliegen zum Thema Insolvenzrecht steht Ihnen die Kanzlei Braun jederzeit beratend zur Seite.