Schuldnerberatung Eintrag im Terminkalender

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Wie die Anzahl der Schuldnerberatungsstellen das Ausmaß der Anträge beeinflusst

Rund 1.400 Schuldnerberatungsstellen in Deutschland bieten in finanzielle Not geratenen Privatpersonen ihre Dienste an. Neben karitativen gibt es auch gewerbliche Schuldnerberatungsstellen. Dabei sind die Zahlen für Privatinsolvenzen rückläufig, so mussten im ersten Halbjahr 2019 42.235 Verbraucher eine Insolvenz anmelden – so wenig wie seit 2004 nicht mehr. Für das gesamte Jahr 2019 waren es 86.838, die eine Privatinsolvenz anmelden mussten. Doch der Trend für das Jahr 2020 soll sich zum negativen hin umkehren, denn es wird mit mehr privaten Insolvenzen gerechnet.

Ein Blick in die Statistik

Die sogenannte Überschuldungsstatistik wird seit 2006 zentral vom Statistischen Bundesamt bei Schuldnerberatungsstellen durchgeführt. So wird als Hauptauslöser der Überschuldung von 20 % der Hilfesuchenden, die im Jahr 2019 eine Schuldnerberatung aufgesucht haben, der Verlust des Arbeitsplatzes für die finanzielle Misere genannt. Darauf mit 16 % folgend werden gesundheitliche Probleme, finanzielle Folgen einer Ehescheidung 13 % sowie mit 14 % eine unwirtschaftliche Haushaltsführung genannt.

Bei weiteren 9 % der Betroffenen war ein längerfristiges Niedrigeinkommen trotz wirtschaftlicher Haushaltsführung der Grund für die wirtschaftliche Schieflage. Mit 29 % überproportional von der Überschuldung betroffen waren allein lebende Männer sowie mit 14 % alleinerziehende Frauen. Rund 64 % der Personen, die eine Schuldnerberatungsstelle aufsuchten, hatten Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten und 43 % hatte ein monatliches Einkommen von unter 900 Euro zur Verfügung.

Ebenfalls interessant ist die Altersstruktur der Betroffenen. So nahmen Personen zwischen dem 25. und dem 35. Lebensjahr am häufigsten das Angebot von Schuldnerberatungsstellen in Anspruch, was rund 26 % aller Befragten darstellt. Rund 7 % davon waren unter 25 Jahren. Und schlussendlich konnten 26 % der Personen, die 2019 eine Schuldnerberatung aufgesucht haben, ihre Verbindlichkeiten mithilfe der Beratungsstelle außergerichtlich regulieren.

Anzahl der Insolvenzen

So nutzten seit Einführung der neuen Insolvenzordnung im Jahr 1999 bis Ende 2017 rund 1,3 Millionen privater Personen, die als Verbraucher in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten waren, ein Verbraucherinsolvenzverfahren, um von ihren restlichen Schulden befreit zu werden. Die Gesamtzahl von Privatinsolvenzen stieg, mit Ausnahme des Jahres 2008, bis 2010 jährlich kontinuierlich an. Seit 2011 gehen die Verbraucherinsolvenzen stetig zurück – im Jahr 2017 gab es noch rund 72.000 Verbraucherinsolvenzen.

Wartezeiten

Dabei warteten Verbraucher, die beispielsweise im Jahr 2016 die Hilfe einer Schuldnerberatungsstelle in Anspruch nahmen, im Durchschnitt zehn Wochen auf einen Termin. Trotz der verhältnismäßig langen Wartezeit konnte in rund 63 % der Fälle bereits innerhalb der ersten drei Wochen nach der Kontaktaufnahme mit der Beratungsarbeit begonnen werden. Jeder zehnte Verbraucher musste rund 20 Wochen Wartezeit einplanen.

Da jedoch in Überschuldungsfällen häufig Zahlungsfristen und Mahnverfahren mit weiteren Gebühren und Verzugszinsen entstehen, ist es von entscheidender Bedeutung, die Schuldnerberatung zeitnah zu erhalten. Im Worst-Case-Szenario können existenzielle Folgen eintreten, wie beispielsweise Stromsperren oder eine Kündigung des Mietvertrags. Laut einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes dauert die Bearbeitungszeit bei den geförderten Schuldnerberatungsstellen in rund 48 % der Fälle zwischen 11 und 24 Monaten.

Im Bundesland Sachsen müssen Betroffene für eine Beratung eine Wartezeit zwischen einem und drei Monaten einplanen. In Sachsen, wo knapp zehn Prozent der Verbraucher überschuldet sind, existieren über 70 Schuldnerberatungsstellen, von denen 18 von der Diakonie betrieben werden.

Auswirkungen auf die Anzahl der Insolvenzen

Eine längere Wartezeit resultiert häufig aus großer Nachfrage nach begrenzten Terminen der Beratungsstellen. Einen konjunkturellen Zusammenhang für die steigende Zahl der Insolvenzen kann man auch deshalb nicht knüpfen, weil der durchschnittliche Schuldner erst nach Jahren eine Schuldnerberatungsstelle aufsucht.

Dadurch aber, dass die Anzahl der Schuldnerberatungsstellen abnimmt, nehmen im gleichen Ausmaß auch die Anträge auf eine Privatinsolvenz ab, wodurch – entgegen der landläufigen Meinung – nicht die wirtschaftlichen Konjunkturzyklen, sondern die Anzahl der Schuldnerberatungsstellen den Einfluss auf die Quantität von Privatinsolvenzverfahren bestimmt.

Mit anderen Worten: Je weniger Schuldnerberatungsstellen unterhalten werden, desto weniger Insolvenzen gibt es im Land.

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