Die Wissenschaften bilden das Fundament des menschlichen Wissens und sind ein integraler Bestandteil unserer fortlaufenden Suche nach Verständnis, Erklärung und Lösung komplexer Fragen und Probleme. Die Bandbreite der wissenschaftlichen Disziplinen ist breit gefächert, von den Natur- und Lebenswissenschaften bis zu den Sozial- und Geisteswissenschaften.
Institutionen sowie auf wissenschaftliche Publikationen fokussierte Verlage genießen ein entsprechendes Renommee und man könnte auf den Gedanken kommen, dass diese krisenfest seien. Nun steckt ein renommiertes Zentrum für geisteswissenschaftliche Publikationen in einem Sturm: Die Wissenschaftliche Buchgesellschaft in Darmstadt hat Insolvenz angemeldet.
Ursprünglich plante man eine Jubiläumsfeier, für die bereits Einladungen verschickt worden waren. Doch stattdessen traf die Nachricht ein, dass die Wissenschaftliche Buchgesellschaft (wbg) in Darmstadt aufgrund finanzieller Schwierigkeiten ein Insolvenzverfahren durchläuft. Obwohl die Wiederherstellung und die Fortführung des Unternehmens angestrebt werden, schwebt eine renommierte Institution auf dem Markt für wissenschaftliche und Sachbücher in unsicherem Fahrwasser.
Über die Anfänge der Wissenschaftliche Buchgesellschaft
Die Wissenschaftliche Buchgesellschaft wurde 1949 gegründet, einige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Zu dieser Zeit war ihr Hauptziel die Wiederherstellung geisteswissenschaftlicher Literatur, die während des Krieges verloren ging. Ihr Konzept war, sich direkt zu einer großen Gemeinschaft zusammenzuschließen und diese Bücher selbst erneut zu drucken. Der Plan war erfolgreich und das Unternehmen war wirtschaftlich stabil. Es nutzte Abonnementverfahren, um die wirtschaftlichen Risiken gering zu halten.
Die Wissenschaftliche Buchgesellschaft etablierte sich schnell
In den 1960er Jahren begann die Geschichte des kontinuierlichen Wachstums und der Expansion. Zu dieser Zeit hatte die Wissenschaftliche Buchgesellschaft bereits ein eigenes Lektorat und produzierte eigene Bücher. Später kamen eine Druckerei und eine Buchbinderei hinzu und der Primus Verlag wurde gegründet, um Bücher in den Buchhandel zu bringen.
Die Wissenschaftliche Buchgesellschaft erweiterte ihr Portfolio durch den Erwerb weiterer Verlage wie Theiss, Lambert Schneider und Philipp von Zabern. Dies führte schließlich zu einem Programm von mehr als hundert Neuerscheinungen pro Jahr, das in der geisteswissenschaftlichen Buchlandschaft gut etabliert war. Ein hoch dotierter Buchpreis, der etwas umständlich als „Sachbuchpreis der wbg für Geisteswissenschaften” bezeichnet wurde, stärkte den Eindruck von Solidität und dem Bemühen, das Publikum über den akademischen Kern hinaus zu erweitern.
Rückschläge bleiben nicht hoffnungslos
Nun wurde bekannt gegeben, dass erhebliche Rückschläge bei der Umstellung des Softwaresystems und „generelle Umsatzrückgänge” das Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten gebracht haben. Die Geschäftsleitung hofft jedoch, angesichts der nach wie vor hohen Marktakzeptanz und der 60.000 Mitglieder, auf eine nachhaltige Sanierung, die auf bereits begonnene Umstrukturierungen aufbauen kann. Vielleicht drückt es das Zitat der Radioastronomin und Wissenschaftlerin Jocelyn Bell Burnell am ehesten aus „Die Wissenschaft geht nicht immer vorwärts. Es ist ein bisschen wie ein Zauberwürfel. Manchmal musst du mit einem Zauberwürfel mehr Chaos anrichten, bevor du es richtig machen kannst.“
Als Fachanwalt für Insolvenzrecht und Sanierungsrecht hält sich die Kanzlei BRAUN stets auf dem neuesten Stand, um für seine Mandanten da zu sein.