Am Deutsche Bank Tower war Philipp Holzmann AG beteiligt.

Die Skyline von Frankfurt wird von imposanten Gebäuden wie dem Deutsche Bank Tower, dem Trianon oder dem Japan Center geprägt. Doch kaum jemand weiß, dass die Philipp Holzmann AG bei ihrem Bau ihre Finger im Spiel hatte. Das Unternehmen – 1849 in Dreieichenhain gegründet – gehörte lange Zeit zu den großen Playern in der Baubranche.

Das Ende der Philipp Holzmann AG

Leider endete diese glanzvolle Erfolgsgeschichte Ende der 1990er Jahre ziemlich abrupt. Nach jahrelangem Missmanagement und mehreren Rettungsversuchen musste der Konzern im Jahr 2002 Insolvenz anmelden. Für Hans-Joachim Hohmann war der 21. März 2002 somit ein einschneidendes Erlebnis. „Es war 17:12 Uhr, als der Arbeitsdirektor in unsere Betriebsratssitzung kam und die Insolvenz verkündete“, erinnert sich der stellvertretende Vorstand des Betriebsrates am Hauptsitz in Frankfurt an den denkwürdigen, aber nicht minder dramatischen Tag. 

Für ihn sowie für die über 20.000 Mitarbeiter des Unternehmens war der Zusammenbruch des Unternehmens ein Schock. Besonders tragisch war, dass im November 1999 noch alle Zeichen auf Rettung standen. Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte sogar den Weg nach Frankfurt gefunden, um sich auf dem Balkon des Verwaltungsgebäudes an der Taunusanlage feiern zu lassen. Doch am Ende war dies nur ein kurzer Hoffnungsschimmer und die Insolvenz konnte nicht mehr abgewendet werden.

Die Anfänge 

Im Jahre 1849 gründete Johann Philipp Holzmann das Bauunternehmen Holzmann in Dreieichenhain. Bereits im Alter von 13 Jahren begann er nach dem frühen Tod seines Vaters seine unternehmerische Tätigkeit mit der Übernahme der Kreuzmühle. Mit Unterstützung seiner Mutter baute er ein Sägewerk und lieferte 1840 Schwellen für die Taunus-Eisenbahn. Im Jahr 1849 löste sich Philipp Holzmann aus einer persönlichen, vertraglich unklaren Verflechtung mit anderen Firmen und gründete seine eigene Firma. Philipp erweiterte laufend die Leistungen für den Eisenbahnbau und setzte damals ausschließlich auf Handarbeit und Pferdebetrieb, um Erdarbeiten auszuführen.

Im Jahr 1865 übergab er die Firma Holzmann seinen beiden Söhnen Philipp und Johann Wilhelm. Die Anfangsjahre waren geprägt von einem engen Zusammenleben und Zusammenarbeiten: Menschen und hunderte Pferde lebten unter einem Dach, während die Mutter für alle Aufseher und Knechte kochte. Der Betrieb lief Tag und Nacht.

Die Krisenzeit

In einer Krisenzeit der Baubranche musste die Philipp Holzmann AG einen massiven Stellenabbau hinnehmen und reduzierte ihre Belegschaft von 28.300 Ende 1999 auf nur noch 10.600 im März 2002 (25.000 inklusive Subunternehmen). Trotz Sanierungsbemühungen gelang es der Philipp Holzmann AG schließlich nicht, die erforderlichen Kredite bei ihren Gläubigerbanken zu sichern, was zu ihrer endgültigen Insolvenz am 21. März 2002 führte.

Zum Zeitpunkt des Zusammenbruchs hatte das Unternehmen erfolgreiche Tochtergesellschaften in Österreich, den USA, China, Saudi-Arabien und Malaysia. Der Verkauf der Tochterunternehmen gestaltete sich in den Folgejahren jedoch schwierig, nur 7.000 Arbeitsplätze konnten durch diese Verkäufe gerettet werden. Die enormen Schulden des Unternehmens, die sich auf 1,5 Milliarden Euro beliefen, waren das Ergebnis neuer Verluste und Mehrausgaben, die letztendlich zum Untergang des Unternehmens führten.

So wurde sich geeinigt

Die Philipp Holzmann AG hat sich im November 2001 außergerichtlich mit der Haftpflichtversicherung ehemaliger Vorstandsmitglieder geeinigt. Das Versicherungsunternehmen AIG zahlte daraufhin 38 Millionen DM an die Philipp Holzmann AG, um gerichtlich geltend gemachte Schadensersatzforderungen gegen ehemalige Vorstandsmitglieder zu begleichen. Die Firma hatte auch separate Vergleiche mit diesen früheren Vorständen verhandelt, die einen wesentlichen Verzicht auf Pensionsleistungen beinhalten. Das vereinbarte Vergleichsvolumen lag bei 50 Millionen DM.

Der Insolvenzverwalter der Philipp Holzmann AG, Rechtsanwalt Ottmar Hermann, hat bis 2007 im Rahmen von außergerichtlichen Vergleichen vereinbart, dass Kreditinstitute einen Betrag von insgesamt rund 210 Millionen Euro zugunsten der Insolvenzmasse zahlen. Im Gegenzug verzichtete der Insolvenzverwalter auf alle gegen die Banken geltend gemachten Ansprüche. Über die Details der Vergleiche wurde Stillschweigen vereinbart, um langwierige gerichtliche Auseinandersetzungen zu vermeiden.

Was vom Tage übrig blieb

Einst war die Philipp Holzmann AG ein großer Name in der deutschen Wirtschaft, doch heute bleibt davon nur noch ihre Hülle übrig. Trotz ihrer Insolvenz im Jahr 2002 werden die Aktien des Unternehmens weiterhin an den Börsen in Frankfurt, Düsseldorf und Stuttgart gehandelt.

Allerdings neigt sich auch das Kapitel der Börsennotierung dem Ende zu. Das Amtsgericht in Frankfurt am Main hat im März 2022 angekündigt, dass die Philipp Holzmann AG aus dem Handelsregister gestrichen werden soll. Somit wird das Unternehmen voraussichtlich im selben Jahr von den Börsenplätzen verschwinden. Damit geht eine langjährige Firmengeschichte mit ihren Höhen und Tiefen endgültig zu Ende.

Der eine mag es bedauerlich finden, wie einstige Größen der Wirtschaft im Laufe der Zeit verblassen und schließlich nur noch als Erinnerung an eine glanzvolle Vergangenheit der Wirtschaftsgeschichte weiter existieren, der andere mag in der Insolvenz eines Unternehmens eine gesunde Reinigung der Volkswirtschaft sehen. Die Wahrheit liegt in der Mitte.

Für das betroffene Unternehmen und die Mitarbeiter waren es tragische Einzelschicksale, für die Wirtschaft war es damals ein notwendiger Abbau von Überkapazitäten. Bei Fragen rund um das Thema Insolvenz finden Sie in der Kanzlei BRAUN Ihren erfahrenen Fachanwalt für Insolvenzrecht und Sanierungsrecht.