Die Geschichte des heute weltweit bekannten Unternehmens beginnt bereits vor dem Zweiten Weltkrieg. 1938 gründete Earl Silas Tupper, Sohn einer Wäscherin und eines Farmers, das Unternehmen Earl S. Tupper Company. Dort entdeckte er beim Chemiekonzern DuPont den Kunststoff Polyethylen und erkannte das immense Potenzial dieses Materials. Im Gegensatz zu den damals gängigen Materialien wie Metall, Glas oder Porzellan war Kunststoff unzerbrechlich, flexibel, leicht und einfach herzustellen. Zudem konnte er in verschiedenen Farben produziert werden und war geschmacks- sowie geruchsneutral. Tupper begann zunächst, Lebensmittelbehälter aus Polyethylen herzustellen und nannte seine Firma 1944 in Tupper Plastic Company um.
Die erste Tupperdose
Während des Zweiten Weltkriegs erhielt das Unternehmen lukrative Aufträge vom Militär und fertigte Teile für Gasmasken und Signallampen für die US-Streitkräfte. Nach dem Krieg entwickelte Earl Tupper Kunststoffprodukte für den Haushaltsmarkt. Eines seiner ersten zivilen Produkte war 1946 die „Wunderschüssel“, eine luft- und wasserdichte Vorratsdose mit Sicherheitsverschluss, die Lebensmittel länger frisch hielt. Damals gehörte ein Kühlschrank noch nicht zur regulären Kücheneinrichtung, weshalb die sogenannte „wonderlier bowl“ eine revolutionäre Lösung zur Lagerung von leicht verderblichen Lebensmitteln war.
Tupper-Partys ebneten den Weg für ein erfolgreiches Branding
Die farbenfrohen Behälter von Tupperware wurden im Laufe der Zeit zu einem richtigen Kultobjekt und trugen maßgeblich zum Erfolg des Unternehmens bei. Besonders die legendären Tupper-Partys spielten dabei eine entscheidende Rolle und waren in den letzten 70 Jahren die zentrale Marketingstrategie des Unternehmens. Bei diesen Partys öffneten Gastgeberinnen ihre Häuser für Freunde und Bekannte und präsentierten stolz die neuesten Tupperware-Produkte. In gemütlicher Atmosphäre konnten die Gäste die Behälter ausprobieren, ausgiebig testen und sich von der Qualität und Funktionalität überzeugen lassen. Oftmals gab es auch großartige Angebote und Rabatte auf die Produkte, die die Gäste direkt vor Ort erwerben konnten.
Diese Tupper-Partys entwickelten sich im Laufe der Zeit zu einem echten Phänomen und prägten das Image von Tupperware als innovative und zugleich gesellige Marke. Denn bei den Partys standen nicht nur die Produkte im Mittelpunkt, sondern auch das gemeinsame Erlebnis und die Freude am Austausch mit anderen Menschen. Und so wurden aus Tupperware-Kunden oft auch begeisterte Fans und Markenbotschafter, die den Erfolg von Tupperware bis heute mittragen.
Finanzielle Probleme
Das Unternehmen, das 1946 in Orlando gegründet wurde, sieht sich derzeit mit ernsthaften finanziellen Problemen konfrontiert. Bereits am Karfreitag wurde bekannt, dass Tupperware dringend Geld benötigt, um seine Geschäfte weiterführen zu können. Diese Nachricht führte am Montag, den 10.04.2023 zu einem dramatischen Absturz der Tupperware-Aktie um 49 Prozent. Derzeit ist das Unternehmen an der Börse nur noch 1,24 Dollar wert. Ein Vergleich mit dem Wert von 2013 zeigt die dramatische Entwicklung: Damals lag der Aktienwert noch bei fast 70 Dollar.
Dies ist bei weitem nicht die erste Krise, welche das Unternehmen überwinden musste. Bereits 2018 erlebte es einen deutlichen Wertverlust an der Börse, aber die Corona-Pandemie verschärfte die Krise erneut. Im vergangenen Jahr konnte Tupperware jedoch knapp einem Aus entgehen und die Aktie erholte sich wieder auf 30 Dollar. Ob dem Unternehmen 2023 erneut ein solches Comeback gelingt, ist noch unklar. Das Management hat bereits gewarnt, dass die Zahlungen möglicherweise bald nicht mehr geleistet werden können.
Gründe für die Krise
Indes sind die Gründe für die Krise vielfältig. Zum einen sind Tupper-Partys kein Erfolgsmodell mehr, insbesondere macht dem Unternehmen der Onlinehandel Konkurrenzdruck. Hinzu kam die vergangene Corona-Pandemie, welche eine Organisation der benannten Partys vorerst unmöglich machte. Darüber hinaus hat das Unternehmen neben hohen Schulden, roten Zahlen und schwindenden Erlösen Tupperware auch noch mit anderen hausgemachten Problemen zu kämpfen. So versäumte es das Unternehmen, den Jahresbericht pünktlich vorzulegen. Dieses Versäumnis könnte zum Bruch von Kreditvereinbarungen führen und versetzt Aktionäre in Alarmstimmung.
Garantieansprüche und Insolvenz
Tupperware Deutschland wirbt auf seiner Website damit, dass viele Produkte eine Garantie von 30 Jahren haben. Angesichts der finanziellen Probleme des Unternehmens stellen sich jedoch viele Verbraucher die Frage, was passieren wird, wenn Tupperware insolvent wird. Bislang hat das Unternehmen noch keine Informationen zu diesem Thema veröffentlicht. Sollte es tatsächlich zu einer Insolvenz kommen, müssten mögliche Ansprüche der Verbraucher gegenüber dem Insolvenzverwalter geltend gemacht werden. Dies könnte Tausende von Menschen betreffen.
Die Garantie von Tupperware bildet ein wichtiges Verkaufsargument für viele Kunden. Die Unsicherheit darüber, was mit dieser Garantie bei einer Insolvenz des Unternehmens passieren wird, könnte jedoch dazu führen, dass Verbraucher zögern, Produkte zu kaufen. Es bleibt abzuwarten, wie Tupperware mit dieser Problematik umgehen wird und ob das Unternehmen die Garantie auch im Falle einer Insolvenz einhalten wird.