Die Bäckertradition in Deutschland reicht Jahrhunderte zurück und ist ein integraler Bestandteil der deutschen Kultur und Ernährungsgewohnheiten. In fast jeder Stadt und jedem Dorf findet man Bäckereien, die eine breite Palette von frischem Brot, Brötchen, Kuchen und Gebäck anbieten. Die Bäckertradition in Deutschland ist mehr als nur eine Geschäftstätigkeit; sie ist ein kulturelles Erbe, das Generationen von Bäckern und Kunden miteinander verbindet. Sie spiegelt die deutsche Liebe zum Brot und zur Handwerkskunst wider und bleibt ein wichtiger Teil des täglichen Lebens. Umso positiver die Nachricht, dass die Geschichte der Traditionsbäckerei aus der Nähe von Koblenz nach einer schwierigen wirtschaftlichen Phase ein gutes Ende gefunden hat.
Die Bäckereikette Thilmann Brot aus den idyllischen Wolken im Kreis Mayen-Koblenz stand noch im August 2022 vor einer unerwarteten Herausforderung: Aufgrund der drastischen Anstiege der Energiepreise sah sie sich gezwungen, den Weg in die Insolvenz anzutreten.
Doch trotz dieser unglücklichen Lage sollte der Betrieb nicht zum Erliegen kommen. Der Insolvenzverwalter Jens Lieser betonte stets, dass Thilmann Brot unverschuldet in diese prekäre Situation geraten sei. Die jüngsten drastischen Preisanstiege bei Energie und Rohstoffen haben dazu geführt, dass die Bäckerei Schwierigkeiten hatte, ihre laufenden Rechnungen zu begleichen.
Geschäftsbetrieb läuft weiter
Zum Glück sind die Gehälter der mehr als 90 engagierten Mitarbeiter dank des Insolvenzgeldes bis Ende November 2022 abgesichert, versicherte Lieser. Er betonte damals, dass der Geschäftsbetrieb in den noch verbleibenden 20 Filialen ohne Einschränkungen weitergehen wird. Der Insolvenzverwalter zeigte sich optimistisch und sah gute Chancen, dass die Bäckereikette im Rahmen des Insolvenzverfahrens eine erfolgreiche Sanierung durchlaufen kann.
Die Insolvenz kam unverschuldet
Am 1. Dezember 2022 entschied das Amtsgericht Koblenz, das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Thilmann Brot GmbH zu eröffnen. Der Bäckereikette war nach Angaben des Insolvenzverwalters zuvor unverschuldet eine wirtschaftliche Krise widerfahren.
Schon seit einiger Zeit kämpfte das Unternehmen mit erheblichen Herausforderungen, darunter spürbare Preiserhöhungen bei Rohstoffen wie Mehl, zusätzliche Personalkosten und die lang anhaltenden Auswirkungen der Corona-Pandemie. Mit dem weiteren Anstieg der Energiepreise infolge des Ukraine-Konflikts geriet die Bäckereikette schließlich in die Situation, in der sie nur noch Verluste verzeichnete.
Übernahme rettet Mitarbeitende
Doch gegen Ende des Jahres 2022 gab der Insolvenzverwalter Jens Lieser dann doch erfreuliche Neuigkeiten bekannt: Thilmann Brot hat einen rettenden Engel gefunden. Es wurde verkündet, dass alle rund 100 engagierten Mitarbeiter sowie die acht wichtigsten Filialen von Thilmann Brot von Ulrike’s Kulturbackhaus mit Sitz in Andernach übernommen werden.
Der Kaufvertrag wurde bereits unterzeichnet, wobei die Details des Kaufpreises zwischen beiden Seiten geheim bleiben. Diese Übernahme bedeutet jedoch, dass Thilmann Brot nicht von einem anonymen Bäckerei-Konzern übernommen wird, sondern von einer leidenschaftlichen Bäcker- und Konditormeisterin aus der Region – eine echte Heimkehr für die Bäckerei.
Die Unternehmerin Ulrike Schmitz verkörpert selbst eine reiche Backkultur und Backtradition, die in ihrer Familie bis ins Jahr 1885 zurückreicht, wie von Insolvenzverwalter Lieser berichtet wird. Ulrike’s Kulturbackhaus GmbH mit Sitz in Andernach, betreibt gemäß den Informationen auf ihrer Website 13 Filialen im nördlichen Rheinland-Pfalz, darunter Standorte in Koblenz, Mendig und Bad Breisig.
Von der Renovierung zur Wiedereröffnung
Der Betrieb in den Thilmann Brot-Filialen wurde gemäß den Angaben noch bis kurz vor Weihnachten wie gewohnt fortgesetzt. Anschließend wurden die Filialen aufgrund von Renovierungsarbeiten vorübergehend geschlossen. Diese Umbauarbeiten betrafen die acht Standorte in Kobern-Gondorf, Waldesch, Lahnstein, Koblenz-Metternich, im Löhr-Center Koblenz, Brey, Weißenthurm und Kruft.
Spätestens seit Mitte Januar 2023 wurden diese acht Filialen unter dem Namen Ulrike’s Kulturbackhaus wieder eröffnet und betrieben. Darüber hinaus übernahm das Unternehmen aus Andernach auch die Produktionsstätte in Wolken. Diese Nachricht war damals kurz vor Weihnachten eine erfreuliche Botschaft für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, da aus der zuvor vorherrschenden Unsicherheit, Gewissheit wurde, dass es mit der Traditionsbäckerei im positiven Sinne weitergehen würde.
Ein glücklicher Ausgang der Insolvenz
Auch dieses Beispiel zeigt, dass eine Insolvenz nicht das Aus für einen Betrieb bedeuten muss. Für einen Inhaber einer Bäckerei hingegen bedeutet die Insolvenz des eigenen Betriebs meistens auch das Aus für ihn als Inhaber. Das liegt an der ungünstigen Ausgangssituation für eine Bäckerei. Sie teilt damit das Schicksal von allen Produktionsunternehmen.
In einer Insolvenz gehört den Gläubigern die Produktionsstätte. Diese muss der alte Inhaber herauskaufen. Dazu fehlt einem Bäcker oder einem Inhaber eines Produktionsunternehmens oft das Geld. Dienstleistungsbetriebe haben an dieser Stelle einen signifikanten Vorteil. Deren Inhaber müssen keine großen Gelder aufbringen, um ihr altes Unternehmen herauszukaufen.
Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht unterstützt beim individuellen Weg
Ob Ihr Betrieb sanierungsfähig ist und wie bei Ihnen eine Sanierung erfolgen kann, erfahren Sie bei einem Fachanwalt für Insolvenzrecht und Sanierungsrecht. Diesen sollten Sie unbedingt aufsuchen. Er kann aufgrund seiner Erfahrung oft die Sanierungschancen eines Unternehmens erheblich steigern. Die Kanzlei BRAUN arbeitet seit fast 20 Jahren im Bereich der Unternehmenssanierung und verfügt damit über einen großen Erfahrungsschatz und das notwendige Handwerkszeug, um Ihnen aus der wirtschaftlichen Krise zu helfen.