Die jährliche Analyse der Wirtschaftsauskunftei Creditreform für das Jahr 2022 ist leider nicht besonders positiv. Dies gilt auch für die Zahlen in dem Bericht für unsere Hauptstadt. In Berlin verzeichnet man 86 Insolvenzen pro 10.000 Unternehmen, was einen Anstieg um vier im Vergleich zum Vorjahr 2021 bedeutet.
Noch deutlicher fällt der Anstieg in Brandenburg aus, wo die Insolvenzrate von 29 auf 42 Insolvenzen pro 10.000 Unternehmen angestiegen ist. Dennoch liegt Brandenburg weiterhin unter dem nationalen Durchschnitt, während Berlin deutlich darüber liegt. Laut Creditreform betrug die Insolvenzquote in ganz Deutschland im letzten Jahr 49 Insolvenzen pro 10.000 Unternehmen. Zu den prominenten Fällen zählen die Schuhkette Görtz, der Modehändler Orsay und die MV-Werften in Wismar (Mecklenburg-Vorpommern).
Staatliche Unterstützung verhinderte Anstieg der Insolvenzzahlen
Mit einer Quote von 86 Insolvenzen belegt die Hauptstadt den unglücklichen ersten Platz, während Bayern mit 35 Insolvenzen die niedrigste Quote aufweist. Laut der Analyse von Creditreform haben staatliche Hilfsmaßnahmen in den letzten Jahren einen Anstieg der Insolvenzzahlen verhindert. Die Energiekrise könnte jedoch dazu führen, dass diese Zahlen wieder steigen, was die Experten als „Normalisierung“ betrachten. Es wurde wiederholt davor gewarnt, dass staatliche Unterstützung dazu führen könnte, dass „Zombie-Unternehmen“ künstlich am Leben erhalten werden.
Laut Creditreform besteht ein besonders hohes Insolvenzrisiko für:
- Wach- und Sicherheitsdienste
- Abbruch-Unternehmen
- Kurierdienste
- Gastronomie
- Hochbau
Anstieg der Insolvenzen – ganz Deutschland betroffen
Die Hauptstadt könnte ein Vorreiter für das gesamte Bundesgebiet sein, denn laut einer Unternehmensschätzung steigen die Insolvenzzahlen in Deutschland erstmals seit 2009 wieder an. Es wird erwartet, dass im laufenden Jahr bundesweit etwa 14.700 Unternehmen von Insolvenzen betroffen sein werden, vor allem kleinere Betriebe mit bis zu zehn Mitarbeitern. Dies könnte dazu führen, dass insgesamt etwa 175.000 Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren. Trotzdem ist der Anstieg der Insolvenzen mit einem Plus von vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr noch als moderat einzustufen.
„Die anhaltende Inflation, steigende Zinsen und Energiekosten sowie eine zunehmend verschärfte Wettbewerbssituation belasten viele Unternehmen erheblich“, erklärte Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform-Wirtschaftsforschung, bei der Präsentation der Zahlen am Dienstag in Frankfurt am Main. Wie auch andere Branchenexperten erwartet Creditreform einen weiteren Anstieg der Unternehmensinsolvenzen im nächsten Jahr. Der Anstieg von 2021 auf 2022 sei zwar moderat, aber er dürfte nur der Beginn einer weiteren Beschleunigung des Insolvenzgeschehens sein, so das Unternehmen.
Im Jahr 2021, das immer noch stark von der Corona-Pandemie geprägt war, gab es nach offiziellen Angaben in Deutschland mit 13.993 Fällen so wenige Firmenpleiten wie noch nie seit der Einführung der aktuellen Insolvenzordnung im Jahr 1999. Der Fachanwalt für Insolvenzrecht und Sanierungsrecht der Kanzlei BRAUN ist gespannt, ob die Prognosen eintreffen.